Szenario: Stadt im Zentrum

Zentralisierung und Verdichtung der Hansestadt, während die Landschaftsqualität durch starken Ausbau erneuerbarer Energien abnimmt Stadt

Kurzbeschreibung
  • Zentralisierung auf der Hansestadt als wirtschaftliches Zentrum und Wohnstandort
    • Starke Innenverdichtung und bezahlbarer Wohnraum in der Hansestadt
    • Diversifizierung der Arbeit in der Hansestadt hin zu mehr Dienstleistung
    • Pendelbewegungen nach Hamburg
    • Versorgungsstrukturen auf dem Land, insbesondere im Osten reduzieren sich
  • Stadtflucht der Reichen, um hohen Nutzungsdruck in der Stadt zu entgehen
  • Ausbau der Verkehrsinfrastruktur mit Fokus auf den SPV und elektrifizierten MIV
  • Starker Ausbau der Erneuerbaren Energien über den Eigenbedarf hinaus
  • Landschaftsqualität nimmt durch Anlagen für Erneuerbare Energien sowie geringe Positiventwicklung der Landwirtschaft ab

 

Rahmenszenario: Entwicklung externer Faktoren

Klima

Im Vergleich zu heutigen Emissionsmengen können bis zum Jahr 2040 Treibhausgasen reduziert werden, ein Anstieg der jährlichen Mitteltemperatur von 1,5-2,0°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter wird in Lüneburg jedoch erreicht. Die klimatische Veränderung manifestiert sich vor allem in den Wetterextremen, z.B. Starkregen, Hitzewellen und Stürme (EF 12/2). In der Ilmenau und der Elbe bleibt die Häufigkeit von Hochwasserereignissen gleich und die Schwere der Ereignisse verändert sich kaum (EF 13/1).

 

Landwirtschaft

Die Weltmarktpreise, aber auch die lokalen Preise für Agrarprodukte stagnieren bzw. reduzieren sich sogar, wobei die Holzpreise weiterhin steigen (EF 8/2). Die ordnungs- und förderpolitischen Rahmensetzungen für die Land- und Forstwirtschaft auf den unterschiedlichen politischen Ebenen verändern sich, haben jedoch eine ambivalente Auswirkung auf den Natur- und Umweltschutz (EF1/1). Auch der Einsatz von digitalen Technologien und sonstigen Innovationen im Landmanagement etabliert sich immer stärker, dabei sind die Auswirkungen auf den Natur- und Artenschutz weder eindeutig positiv noch negativ, sondern ambivalent (EF 11/1). Der flächendeckende Anschluss an eine Breitbandverbindung im gesamten Landkreis unterstützt diese Entwicklung (EF 10/2).

 

Bevölkerung und Immobilien

Das Bevölkerungswachstum im Landkreis und in der Hansestadt setzt sich fort. Es gibt eine Zunahme von 3%, wobei der Schwerpunkt auf der Hansestadt und den Umfeldgemeinden liegt. Bis auf Dahlenburg und Amt Neuhaus gibt es aber auch in den sonstigen Gemeinden eine Bevölkerungszunahme. Die Alterungsprozesse setzen sich fort, wobei der Anteil der Anteil der Ü65-Jährigen im Osten und im Süden besonders hoch ist. Nur in der Hansestadt und ihrem Umfeld wächst die Gruppe der unter 18-Jährigen (EF 9/1). Trotz der Bevölkerungszunahme entschleunigt sich die starke Preisentwicklung von Immobilien in der Hansestadt, dafür steigen die Preise im ländlichen Raum stärker an (EF 7/2). Der Großteil des Wohneigentums gehört weiterhin Privateigentümer*innen. Der Anteil von mieternahen Unternehmen und der öffentlichen Hand nimmt jedoch zu Lasten von Immobilienunternehmen und Finanzinvestoren zu (EF 6/3).

Visualisierung der Ausprägungen des Szenarios
Systemszenario

Im gesamten Landkreis gibt es eine konstante wirtschaftliche Entwicklung und einen hohen Lebensstandard, wobei der Fokus auf der Hansestadt und in den Umfeldgemeinden liegt. Durch eine starke Nachverdichtung in der Hansestadt zieht es allerdings ökonomisch besser gestellte in ländlichere Gemeinden (EF 15/ 3).

Dies wird unterstützt durch die Ausgestaltung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP), das eine dezentrale Ausweisung von Baugebieten zur Stärkung der Grundzentren vorsieht. Dadurch werden die ländlichen Gemeinde als attraktive Wohnstandorte gestärkt. Es legt außerdem den Bau der A39 und weitere Vorranggebiete für Windenergie sowie für Natur und Erholung fest. Diese liegen schwerpunkmäßig im Osten und Süden des Landkreises. Es gibt einige Gebiete, die dem Rohstoffabbau vorbehalten sind. Für den Sandabbau liegen sie im Landkreis verteilt mit Schwerpunkt in Neetze, Bleckede und Soderstorf sowie für den Kiesabbau in Barendorf (EF 4/1).

In der Hansestadt wird nur in einem geringen Ausmaß neue Fläche für Wohnen und Gewerbe ausgewiesen. Lediglich auf Konversionsflächen entstehen Neubauten und es bilden sich vermehrt Wohnformen, die den Flächenbedarf pro Person reduzieren. Ehemalige Gewerbeflächen werden ebenso zu Wohnfläche umgenutzt, da sich die Wirtschaftsstruktur in der Hansestadt weg von großem produzierendem Gewerbe hin zu mehr Dienstleistung verändert. Auf Grund des angespannten Wohnungsmarktes in Hamburg wählen viele Berufspendler*innen Lüneburg als Wohnstandort. Dies wird zudem unterstützt durch die Mietpreisentwicklung in der Hansestadt (EF 3/3).  Durch einen stärkeren Markteingriff und die Zunahme von Wohneigentum von mieter*innennahen Unternehmen und der öffentlichen Hand erhöht sich die Verfügbarkeit von bezahlbaren Wohnraum (EF 17/3).

In den Gemeinden außerhalb der Hansestadt werden in geringer Anzahl neue Wohngebiete ausgewiesen. Dort entstehen teure Wohnhäuser für die ehemalige Stadtbevölkerung, die sich auf das Land zurückziehen und auf Grund von Telearbeit auch dort ihrer Berufstätigkeit nachgehen kann (EF 3/3).

Die Erreichbarkeit aller Landkreisgemeinden hat sich durch neue Infrastrukturprojekte, die alle Mobilitätsformen betreffen, deutlich verbessert. Die Verlängerung der A 39 wurde realisiert und stellt eine wichtige Verkehrsachse für den Personen-, aber auch für den Wirtschaftsverkehr von Hamburg dar. Die Brücke über die Elbe bei Neu Darchau verbindet Amt Neuhaus mit dem restlichen Landkreis und steigert die Beliebtheit der Gemeinde als Wohnort. Durch das Biosphärenreservat und als beliebtes Gebiet für Ausgleichsflächen, können in der Gemeinde allerdings kaum neuer Wohnraum ausgewiesen werden. Durch den Bau von Radfernverbindungen sowie die Verbesserung der innerörtlichen Radwege wird das Radverkehrsangebot attraktiviert. Die neuen Routen von Amelinghausen, Bleckede, Bardowick und Gellersen werden nur in geringem Ausmaß für den Berufsverkehr genutzt, sind aber beliebt bei Tourist*innen. Besonders wichtig für den Pendlerverkehr in die Metropolregion Hamburg ist das gut ausgebaute Bahnnetz. Durch einen guten Anschluss der primären Wohnstandorte Bleckede und Amelinghausen an die hoch frequentierte Zugverbindung nach Hamburg ist das Pendeln mit dem SPV eine attraktive Alternative zum MIV. Der ÖPNV wurde ebenfalls verbessert, wird aber nur von wenigen Bevölkerungsgruppen (wie Schulkindern; Senior*innen) genutzt. Ziele im Landkreis werden nach wie vor häufig mit dem MIV angesteuert. Für die alltägliche Mobilität zur Arbeitsstätte hat sich allerdings die Kombination von Auto und SPV etabliert und es gibt deutlich mehr P+R-Stationen mit einer hohen Kapazität. Diese sowie viele der öffentlichen Stellplätze in Ortszentren sind mit E-Ladesäulen ausgestattet, denn der Großteil der Pkw fährt elektrisch (EF 16/1).

Durch diese Entwicklung steigt die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien. Im Landkreis wird jedoch deutlich mehr Energie produziert, als von den Kommunen genutzt wird. Durch die Veränderung der politischen Rahmensetzungen zu Gunsten eines intensiven Ausbaus der Erneuerbaren wurde eine Ausbauoffensive gestartet. Vor allem flächenintensive Anlagen wie große Freiflächen-PV und große Windkraftanlagen nehmen zu. Einerseits findet ein umfangreiches Repowering bestehender Anlagen statt, andererseits entstehen durch eine geringere Abstandsregelung neue Anlagen in Siedlungsnähe und auch der Bau von Windkraftanlagen im Wald wird erleichtert. Photovoltaikmodule auf Häuserdächern werden zum Standard. In bestehende Biogasanlagen wurde reinvestiert und diese tragen weiterhin zur Energieerzeugung bei, wobei vermehrt Ausgangsstoffe mit einem geringem Flächenbedarf genutzt werden und Verfahren außerdem effizienter sind (EF 5/3).

Trotz der geringeren Neuausweisung von Baugebieten wird durch die Realisierung von Infrastrukturprojekten sowie dem flächenintensiven Ausbau der Erneuerbaren neue Fläche in Anspruch genommen. Es gelingt allerdings diese im Verglich zur heutigen jährlichen Flächeninanspruchnahme auf 40,5 ha im gesamten Landkreis zu reduzieren und somit das 30 ha-Ziel der Niedersächsischen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen (EF 18/2).

Der Schutz von Natur- und Artenvielfalt steht nicht im Fokus. Zwar nimmt der Anteil von Schutzgebieten insgesamt zu, allerdings ist dies ein Resultat der Eingriffsregelung als Ausgleich für neu in Anspruch genommene Flächen. Der Nutzen als Erholungsfläche für die Bevölkerung und Tourist*innen steht im Vordergrund. Durch die hohe Wohndichte in der Hansestadt steigt der Nutzungsdruck auf die innerstädtischen und stadtnahen Grünflächen. Dies führt zu einer Abnahme der ökologischen Qualität und begünstigt die weitere Abnahme der lokalen Artenvielfalt. Zu dieser Entwicklung trägt darüber hinaus der intensive Ausbau der Erneuerbaren sowie der landwirtschaftliche Sektor bei (EF 2/1).

Landwirtschaftliche Praktiken werden zwar leicht umweltverträglicher. So wird etwa der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert und Düngemittel sind genau auf den Nährstoffbedarf angepasst. Es entstehen jedoch kaum Blühstreifen und Einbuschungen und die Größe der Feldblöcke verändern sich nicht, was sich ebenfalls negativ auf die Artenvielfalt auswirkt (EF 19/1).

Teilweise nimmt die Bodenfruchtbarkeit zu, es gibt einen sehr punktuellen Humusaufbau und auch die Bodenverdichtung nimmt ab (EF 14/3).