Szenario: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen und gerechten Entwicklung

Grüne Innovationen fördern die Klimaresilienz, den Naturschutz in der Landwirtschaft und gleichwertige Lebensverhältnisse

Kurzbeschreibung
  • Gleichwertige Lebensverhältnisse durch dezentrale Entwicklung
  • Innenverdichtung in Grundzentren
  • Gute Erreichbarkeit durch umweltverträgliche Mobilität
  • Vergrößerung zentraler Schutzgebiete im Süden und Osten
    • Mehr Raum für Oberflächengewässer: Vergößerung von Retentionsflächen an Flüssen
    • Naturtourimus im gesamten Landkreis mit Schwerpunkt auf Biosphärenreservat und Heidelandschaft
  • Integration von Natur- und Artenschutz und Landwirtschaft („Land Sharing“):
    • Alternative Anbauformen wie Agroforst oder Permakultur
  • Landwirtschaft als „Kreislauf“, z.B. Speicherung und Nutzung von Regenwasser
Rahmenszenario: Entwicklung externer Faktoren

Klima

Im Vergleich zu heutigen Emissionsmengen können bis zum Jahr 2040 Treibhausgase reduziert werden, ein Anstieg der jährlichen Mitteltemperatur von 1,5-2,0°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter wird in Lüneburg jedoch erreicht. Die klimatische Veränderung manifestiert sich vor allem in der Zunahme an Wetterextremen, z.B. Starkregen, Hitzewellen und Stürme (EF 12/2). Mit der Klimaveränderung verbunden steigt die Häufigkeit und die Schwere der Hochwasserereignisse. Die Gefahr vor Deichbrüchen wächst (EF 13/2).

Landwirtschaft

Die Weltmarktpreise, aber auch die lokalen Preise für Agrarprodukte und Holz steigen konstant weiter (EF 8/1). Die ordnungs- und förderpolitischen Rahmensetzungen für die Land- und Forstwirtschaft auf den unterschiedlichen politischen Ebenen werden bzgl. ihrer Auswirkungen auf Natur- und Umweltschutz verschärft (EF1/3). Auch der Einsatz von digitalen Technologien und sonstigen Innovationen im Landmanagement etabliert sich immer stärker und hat eine positive Auswirkung auf den Natur- und Artenschutz (EF 11/3). Der flächendeckende Anschluss an eine Breitbandverbindung im gesamten Landkreis unterstützt diese Entwicklung (EF 10/2).      

Bevölkerung und Immobilien

Das Bevölkerungswachstum im Landkreis und in der Hansestadt setzt sich fort. Es gibt eine Zunahme von 3%, wobei der Schwerpunkt auf der Hansestadt und den Umfeldgemeinden liegt. Bis auf Dahlenburg und Amt Neuhaus gibt es aber auch in den sonstigen Gemeinden eine Bevölkerungszunahme. Die Alterungsprozesse setzen sich fort, wobei der Anteil der Ü65-Jährigen im Osten und im Süden besonders hoch ist. Nur in der Hansestadt und ihrem Umfeld wächst die Gruppe der unter 18-Jährigen (EF 9/1). Trotz der Bevölkerungszunahme entschleunigt sich die starke Preisentwicklung von Immobilien in der Hansestadt, wohingegen die Preise im ländlichen Raum stärker ansteigen (EF 7/2). Der Großteil des Wohneigentums gehört weiterhin Privateigentümer*innen, wobei der Anteil von mieternahen Unternehmen und der öffentlichen Hand zu Lasten von Immobilienunternehmen und Finanzinvestoren zunimmt (EF 6/3)

Visualisierung der Ausprägungen des Szenarios
Systemszenario

Im gesamten Landkreis gibt es eine konstante wirtschaftliche Entwicklung und einen hohen Lebensstandard, insbesondere in der Hansestadt und in den Umfeldgemeinden. Durch die Stärkung eines Naturtourismus im Biosphärenreservat findet auch in den Gemeinden in Elbnähe eine positive Wirtschaftsentwicklung statt (EF 15/ 3).

Dies wird unterstützt durch die Ausgestaltung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP), das eine dezentrale Ausweisung von Baugebieten zur Stärkung der Grundzentren vorsieht. Dadurch werden die ländlichen Gemeinden als attraktive Wohnstandorte gestärkt und die Nahversorgung gesichert. Es legt außerdem den Bau der A39 fest, welcher jedoch bis 2040 nicht realisiert wird. Die Vorranggebiete für Windenergie sowie für Natur und Erholung liegen vorwiegend im Süden und Osten des Landkreises. Es gibt einige Gebiete, die dem Rohstoffabbau vorbehalten sind. Für den Sandabbau liegen sie im Landkreis verteilt mit Schwerpunkten in Neetze, Bleckede und Soderstorf sowie für den Kiesabbau in Barendorf (EF 4/1).

Die Kommunale Bauleitplanung der Landkreisgemeinden richtet sich nach dem RROP. Als Leitsatz gilt eine stärkere Innenverdichtung, um eine Zersiedelung zu vermeiden. Insgesamt gibt es eine geringe Neuausweisung von Baugebieten. Neue Gebäude entstehen auf Konversionsflächen oder Wohnfläche wird durch Nachverdichtung des Bestandes geschaffen. Die Wohnfläche pro Person reduziert sich. Einfamilienhäuser und große Gewerbeflächen im Randbereich entstehen nur vereinzelt und unter hohen Umweltauflagen, z.B. einem geringen Versiegelungsgrad sowie energetische und ressourcenschonende Vorgaben (EF 3/3).

Auch wenn nur wenig neue Baugebiete ausgewiesen werden, nimmt die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum insgesamt zu. Dies liegt nicht nur an dem Neubau von gefördertem Wohnraum im Innenbereich, sondern daran, dass die Einkommensgrenzen für den Anspruch auf geförderten Wohnraum steigen. Außerdem greift der Staat durch weitere regulierende Maßnahmen in die Mietpreisentwicklung ein (EF 17/ 3). Die Hansestadt stellt zwar den zentralen Versorgungsbereich im Landkreis dar und bietet den Großteil der Arbeitsplätze, durch die flächendeckende Breitbandversorgung und die vermehrte Arbeit im Home-Office ist der ländliche Raum als Wohnstandort für Berufstätige jedoch beliebter. Dies führt zu einer Wiederbelebung alter Höfe und der Versorgungsstrukturen auf dem Land. Andersherum begünstigen die bestehenden Versorgungsstrukturen einen Zuzug.

Größere Straßenbauprojekte werden nur in einem geringen Ausmaß realisiert und die Bedeutung des motorisierten Individualverkehrs nimmt ab. Lediglich sehr ländliche Einzelhaushalte sind noch auf den Pkw angewiesen. Durch ein flächendeckendes Ladenetz im Landkreis sowie politische Regulierungen, wie einer hohen CO2-Bepreisung und finanzieller Anreize zur Anschaffung von Autos mit alternativen Antrieben, sind Verbrenner fast vollständig durch E-Autos verdrängt worden. Diese Entwicklung wird unterstützt durch ein attraktives Angebot anderer Mobilitätsformen. So wird die Fahrradinfrastruktur in den Orts- und Stadtkernen verbessert und in der Hansestadt wird ein Vorrangnetz für den Radverkehr realisiert. Das Fahrrad etabliert sich als Verkehrsmittel für kurze Wege und wird auch auf der Langstrecke beliebter.  Fahrradfernwege in alle Himmelsrichtungen verbinden die Hansestadt jeweils mit den Gemeinden Amelinghausen, Gellersen, Bardowick sowie Bleckede.  Der Pendelverkehr zwischen den Wohnstandorten Amelinghausen, Gellersen, Bardowick und Bleckede und dem Oberzentrum Lüneburg findet somit vor allem mit dem Fahrrad oder E-Bike statt. Zusätzlich sind Amelinghausen und Bleckede an einen regelmäßigen Schienenpersonenverkehr (SPV) angeschlossen. Auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird ausgebaut und höher frequentiert, so dass auch kleinere Siedlungsgebiete an einen regelmäßigen ÖPNV angeschlossen sind. An zentralen Verkehrsschnittstellen werden multimodale Mobilitätsstationen errichtet. An diesen Punkten besteht ein Angebot unterschiedlicher Verkehrsträger (z.B. ÖPNV, SPV, Car- und Bike-Sharing sowie E-Ladestationen), die aufeinander abgestimmt sind. Von der guten Erreichbarkeit profitiert auch der touristische Verkehr. Die historische Altstadt der Hansestadt sowie die Naturziele der Heidelandschaft bei Amelinghausen und der Elbtalaue stellen beliebte Ziele für einen sanften Tourismus dar, der insbesondere Radwandernde anzieht (EF 16 /3).

Mit einer Zunahme der Nutzung von strombetriebenen Verkehrsträgern steigt die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien. Diese wird durch dezentral organisierte Anlagen zur Gewinnung von Strom wie z.B. Dach-PV gedeckt. Zudem werden verstärkt Freiflächen-Photovoltaikanlagen installiert sowie der Ausbau von Windenergie und ein umfangreiches Repowering wird vorgenommen. Biogasanlagen werden teilweise abgebaut und für die Bestehenden werden vermehrt Ausgangsstoffe genutzt, die in der Gewinnung einen geringeren Flächenbedarf haben (EF 5/2). Die Anlagen zur Energieerzeugung dominieren die Landschaft kaum und fügen sich in das Landschaftsbild ein.

Der Neubau von Siedlungsgebieten, von Verkehrsinfrastruktur sowie von Anlagen für Erneuerbare Energien nimmt zwar neue Fläche in Anspruch, allerdings kann das nationale 30-ha Ziel, das für die Fläche des Landkreises eine Flächenneuinanspruchnahme von 40,5 ha/Jahr bedeutet, bis 2040 erreicht werden (EF 18/2).

Durch die Eingriffsregelung im BNatSchG entstehen für die neuen Baugebiete Ausgleichsflächen, schwerpunktmäßig angrenzend an die großen geschützten Gebiete nahe der Elbe und Amelinghausen, die den naturtouristischen Schwerpunkt im Landkreis darstellen. Diese großflächigen Gebiete sind über kleinteilige Trittsteinbiotope, die in der landwirtschaftlichen Fläche integriert sind, miteinander verbunden. In der Elbtalaue sowie an der Ilmenau werden weitere natürliche Retentionsräume geschaffen, die auch teilweise landwirtschaftlich genutzt werden. Ergänzende Maßnahmen zum Hochwasserschutz werden umgesetzt, z.B. Deicherhöhungen. Teilweise werden besonders von Hochwasser gefährdete Siedlungsbereiche rückgebaut und den Oberflächengewässern wird mehr Raum gegeben. Insgesamt ist im Landkreis 30 % der Fläche geschützt. Außerdem nimmt die Qualität der Schutzgebiete durch ein nachhaltiges Management dieser aber vor allem durch Umstellungen der Landwirtschaft zu. Nicht nur mit der Zunahme geschützter Flächen und ihrer Qualität, sondern vor allem mit umweltverträglichen Praktiken in der Landwirtschaft ist eine Zunahme der lokalen Artenvielfalt verbunden (EF2/3).

Die Landwirtschaft wird insgesamt umweltverträglicher. So werden neben rein synthetischen Schädlingsbekämpfungsmitteln vermehrt alternative Methoden eingesetzt. Der Einsatz von Düngemitteln ist genau an den Nährstoffbedarf der Pflanzen angepasst und der Einsatz von synthetischen Düngern wird reduziert. Der reduzierte Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmittel und Düngern wird unterstützt durch den Einsatz neuer Technologien wie Drohnen und Roboter, die z.B. eine mechanische Unkrautentfernung, eine optimierte Düngung und das Aufspüren von gefährdeten Tieren in der Fläche möglich machen. Durch die Integration von Landwirtschaft und Natur- und Artenschutz wird das Landschaftsbild diversifiziert: es gibt Blührandstreifen, kleinere Feldblöcke mit einer höheren Anbauvielfalt und Einbuschung von Äckern. Zudem steigt der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche. Alternative Anbaumethoden wie Agroforstwirtschaft und Permakultur werden getestet. Wegen einer zunehmenden Trockenheit in den Sommermonaten werden Praktiken zur Wasserspeicherung und Bewässerung der Felder bedeutender. Technische Lösungen, wie große Rückhaltebecken werden gebaut, aber auch Anbauformen, die den Wasserkreislauf stärker mitdenken, etablieren sich („Schwammprinzip“) (EF 19/3).

Durch die umweltverträglichen landwirtschaftlichen Praxen und die positive Entwicklung der Schutzgebiete nimmt die Bodenfruchtbarkeit teilweise zu. Es gibt einen punktuellen Humusaufbau und durch den geringeren Einsatz von schweren Landmaschinen eine geringere Bodenverdichtung (EF 14 /3).