Szenario: Kommunale Konkurrenz bremst nachhaltige Entwicklung

Weiterhin liegt der wirtschaftliche Fokus auf der Hansestadt und die Zersiedelung und Intensivierung der Landwirtschaft nehmen zu

Kurzbeschreibung
  • Starkes Wirtschaftswachstum in der Hansestadt unterstützt strukturelle Disparität zwischen Hansestadt und LK-Gemeinden
    • Sozioökonomische und soziodemographische Unterschiede
    • Funktionelle Unterschiede (u.a. Versorgung und Infrastruktur)
  • Konkurrenz zwischen den Gemeinden
  • Zersiedelung in der Hansestadt und den Umfeldgemeinden
  • Motorisierter Individualverkehr weiterhin beliebtestes Verkehrsmittel
  • Intensivierung der Landwirtschaft (Energiepflanzen und Forst) und Abnahme des Selbstversorgungsgrad
  • Abnahme von Landschaftsqualität und Artenvielfalt
Rahmenszenario: Entwicklung externer Faktoren

Klima

Internationale Bemühungen, die Treibhausgase zu reduzieren, scheitern. In Norddeutschland steigt die jährliche Mitteltemperatur um ca. 2,2°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Die Klimaveränderung äußert sich vor allem in einer stark steigenden Anzahl der Tage mit hohen Temperaturen und einer stärkeren saisonalen Verlagerung der Niederschläge. Starkregenniederschläge können häufiger auftreten und Sturmereignisse ebenfalls (EF 12/3). Mit der Klimaveränderung verbunden steigt die Häufigkeit und die Schwere der Hochwasserereignisse. Die Gefahr vor Deichbrüchen wächst (EF 13/2).

 

Landwirtschaft

Die Weltmarktpreise, aber auch die lokalen Preise für Agrarprodukten und Holz stagnieren, wobei es starke Schwankungen gibt (EF 8/3). Die ordnungs- und förderpolitischen Rahmensetzungen für die Land- und Forstwirtschaft auf den unterschiedlichen politischen Ebenen wurden bzgl. ihrer Auswirkungen auf Natur- und Umweltschutz abgeschwächt (EF1/2). 

Der Einsatz von digitalen Technologien und sonstigen Innovationen im Landmanagement etabliert sich immer stärker. Dabei sind die Auswirkungen auf den Natur- und Artenschutz weder eindeutig positiv noch negativ, sondern ambivalent (EF 11/1). Der flächendeckende Anschluss an eine Breitbandverbindung im gesamten Landkreis unterstützt diese Entwicklung (EF 10/2).

Bevölkerung und Immobilien

Das Bevölkerungswachstum im Landkreis und in der Hansestadt nimmt zu. Es gibt eine Zunahme von 8%, wobei der Schwerpunkt auf der Hansestadt und den Umfeldgemeinden liegt. Als einzige Landkreisgemeinde gibt es in Amt Neuhaus einen leichten Bevölkerungsrückgang. Die Alterungsprozesse setzen sich fort, wobei der Anteil der Ü65-Jährigen im Osten und im Süden besonders hoch ist. Nur in der Hansestadt und ihrem Umfeld wächst die Gruppe der unter 18-Jährigen (EF 9/3). Diese Entwicklung unterstützt die starke Preissteigerung der Immobilien mit Schwerpunkt in der Hansestadt und ihrem Umfeld. Im sonstigen Landkreis steigen die Immobilienpreise moderat (EF 7/1). Damit verbunden ist eine Veränderung in den Eigentumsverhältnissen. So steigt der Anteil der Immobilienunternehmen und Finanzinvestoren zu Lasten der Privateigentümer*innen, mieternahen Unternehmen und der öffentlichen Hand (EF 6/2). 

 

Visualisierung der Ausprägungen des Szenarios
Systemszenario

Die lokale wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis liegt insgesamt über dem Landesdurchschnitt, wobei das wirtschaftliche Zentrum die Hansestadt mit ihren angrenzenden Gemeinden darstellt. In den Randgemeinden entwickelt sich die Wirtschaft weniger stark, insbesondere in den östlichen Teilen gibt es eine Stagnation. Dementsprechend wird die Zentralität des Oberzentrums Lüneburg verstärkt (EF 15/1).

Das Regionale Raumordnungsprogramm richtet sich nach dieser Entwicklung bzw. verstärkt diese durch seine Festsetzungen. So richtet sich die Vorgabe für neue Baugebiete für Wohnen und Gewerbe nach der Nachfrage und liegt in der Hansestadt und dem Umfeld, das vor allem eine wichtige Bedeutung als Wohnstandort einnimmt. Die stagnierende Wirtschaftsentwicklung in den Ostgemeinden wird durch die Beschränkungen des Biosphärenreservats befördert. So befinden sich die Vorranggebiete für Natur und Erholung schwerpunktmäßig im Osten, aber auch im Süden des Landkreises.  Eher kleinflächige Vorranggebiete für Sandabbau liegen schwerpunktmäßig in Neetze, Bleckede und Soderstorf und Kiesabbau in Barendorf. Zusätzliche Vorranggebiete für Windenergie entstehen und die A39 wird gebaut. Diese verbindet die Hansestadt mit Uelzen und Wolfsburg (EF 4/2).

 

Die starke Neuausweisung von Baugebieten richtet sich nach einer hohen Nachfrage, die durch den starken Bevölkerungszuzug bedingt ist. Vor allem Einfamilienhäuser am Siedlungsrand, aber auch neue Gewerbeflächen, die infrastrukturell gut erschlossen sind, z.B. nahe der neu gebauten A39, sind stark nachgefragt Es gibt nur eine geringe Innenverdichtung in den Ortszentren und eine zunehmende Zersiedelung der Landschaft. Dementsprechend ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV)  trotz des Ausbaus alternativer Verkehrsinfrastrukturen hoch. Durch den Bedeutungsgewinn der Hansestadt als wirtschaftliches Zentrum steigen die Immobilienpreise weiter, was das Entstehen neuer Wohnstandorte für Menschen mit geringerem Einkommen in weniger zentralen Gemeinden zur Folge hat (EF 3/2). Durch die steigenden Immobilienpreise und die schwerpunktmäßige Neuausweisung von Einfamilienhäusern entsteht kein neuer geförderter Wohnraum und die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum nimmt insgesamt ab. Dies führt zu einer zunehmenden räumlichen Segregation und sozioökonomisch schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen werden in weniger attraktive Wohnviertel verdrängt (EF 17/1).

Die Erreichbarkeit verbessert sich flächendeckend im gesamten Landkreis, wobei der Schwerpunkt auf dem motorisierten Individualverkehr liegt. Große Infrastrukturprojekte wie die A39 und die Brücke bei Neu Darchau sowie weitere lokale Straßenbauprojekte werden realisiert. Auch der öffentliche Personennahverkehr sowie der Schienenpersonenverkehr werden verbessert. Verbesserungen der Radinfrastruktur werden ebenso realisiert. Dies betrifft den Bau von Pendlerrouten zwischen der Hansestadt Amelinghausen, Bardowick, Gellersen und Bleckede und die Erstellung eines Vorrangnetzes in der Hansestadt. Der Schwerpunkt liegt also auf der Hansestadt, wobei es ebenfalls Verbesserungen der Radwegeinfrastruktur in den sonstigen Ortszentren gibt. Durch einen starken Ausbau der Ladeinfrastruktur wird die Elektromobilität gefördert (EF 16/1). Trotz der multimodalen Mobilitätsformen bleibt der Pkw auf Grund des hohen Lebensstandards und der starken Zersiedelung das beliebteste Verkehrsmittel. Probleme wie der hohe Flächenbedarf für ruhenden Verkehr bei hoher Flächenkonkurrenz sowie ein gestiegener Energiebedarf verstärken sich.

Der erhöhte Strombedarf wird gedeckt durch dezentral organisierte Anlagen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien, z.B. Dach-PV.  Darüber hinaus werden Freiflächen-PV-Anlagen gebaut sowie der Ausbau von Windenergie, u.a. im Wald, vorangebracht und ein umfangreiches Repowering bestehender Anlagen vorgenommen. Biogasanlagen werden teilweise abgebaut und es werden vermehrt Ausgangsstoffe genutzt, die einen geringen Flächenbedarf haben (EF 5/2).

Sowohl die Realisierung großer Infrastrukturprojekte, aber auch die starke Neuausweisung von Baugebieten mit geringer Dichte nehmen so viel Fläche in Anspruch, dass das 30-ha-Ziel der Bundesregierung auf Landkreisebene nicht erreicht werden kann. Im Landkreis werden ca. 66 ha pro Jahr neu versiegelt und in der Hansestadt ca. 5,6 ha (EF 18/1).

Die starke Neuausweisung verstärkt die Flächenkonkurrenz, was die Zunahme von Flächen mit Schutzstatus verhindert. Ausgleichsflächen für neubebaute Flächen entstehen schwerpunktmäßig in der strukturschwachen Gegend rund um die Elbtalaue.  Die Stagnation von geschützten Gebieten trägt zu einer Abnahme der ökologischen Qualität innerhalb der existierenden Gebiete bei und begünstigt die weitere Abnahme der lokalen Artenvielfalt (EF 2/2).

Diese wird vor allem durch die landwirtschaftliche Praxis hervorgerufen, die nicht umweltverträglicher wird. Der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmittel stagniert und es gibt keine Maßnahmen für einen angepassten Einsatz von Düngemittel. Durch die Flächeninanspruchnahme nimmt die landwirtschaftliche Fläche insgesamt ab, was wiederum den Druck einer Produktivitätssteigerung erhöht und damit zu einer Intensivierung der Landwirtschaft führt. Durch die hohe Profitabilität werden landwirtschaftliche Flächen vermehrt für Freiflächen-PV-Anlagen genutzt. Auch Forstwirtschaft und der Anbau von Energiepflanzen wird im Vergleich profitabler, was wiederum zu einer Zunahme an bewirtschafteten Plantagen und Monokulturen führt (EF 19/2). In der Bodenqualität spiegeln sich die nicht nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken wider. So nimmt die Bodenfruchtbarkeit und der Kohlenstoffgehalt insgesamt ab. Bodenerosion und Bodenverdichtung tragen ebenfalls zu einer Negativentwicklung bei (EF 14/1).